Ich habe mir heute dieses Interview durchgelesen. Mit dem Franz und dem Uli. In der Bild. Und nachdem ich es fertig durchgelesen hatte, habe ich es gleich nochmal durchgelesen. Und dann nochmal. So sehr hat mich das verwirrt, dieses Interview.
In einer der letzten Alternativen Listen hat der Kollege Moser mal gefragt, ob der Franz eigentlich selbst ab und zu noch mal reinhört in das, was er den ganzen Tag so alles sagt. Und ich finde, spätestens nach diesem Interview sollte man das auch den Uli mal fragen.
Denn ich frage mich wirklich, ob die beiden noch merken, was sie da reden? Was sie da anrichten? Mit jedem einzelnen Satz? Mit jedem gut gemeinten Ratschlag? Wie sie das alles nur noch schlimmer machen? Wie sie damit vielleicht sogar das Grundproblem des FCB sind?
In seinem Grad an Selbstreflexion erreicht dieses Interview ja wirklich locker Matthäus-Dimensionen. Ganz locker.
Ich glaube, bei Lothar Matthäus muss man als Interviewer ja auch nur noch das Diktiergerät aufstellen, ab und zu interessiert gucken, munter zustimmen und zum Weiterreden ermutigen, natürlich ohne dabei zu lachen, und hinterher hat man dann ein Riesen-Interview, über das ganz Deutschland spricht und lacht. So wie in der FAZ neulich.
Bei Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß scheint das mittlerweile ähnlich zu sein. Da spricht Uli Hoeneß also, er würde sich das Hirn zermartern, warum das denn bitteschön so schwierig wäre bei den Bayern mit den Trainern. Und dass er trotz allen Zermarterns aber noch zu keinem endgültigen Urteil gekommen wäre.
Dabei steht die Antwort doch da.
Direkt im Interview.
Im O-Ton.
Für jeden lesbar.
Nur für den Franz und den Uli nicht.
Offenbar.
Da erklärt der Franz also kurz mal so nebenbei, was der Louis alles noch zu lernen hätte. Und dass das schon klappen werde. Denn solche Fehler hätte er, der Franz, ja früher auch gemacht, als er noch ein, höhö!, junger Heißsporn war. Das würde schon noch werden. Sagt der Franz. In der Bild.
Und da erklärt der Uli kurz mal so nebenbei, dass das dem Louis natürlich nicht schmecken würde, wenn der Luca sich immer mal beim Karl-Heinz ausweinen würde, aber hey!, das wäre doch super, der würde ja Brücken bauen, der würde ja nur helfen wollen. Sagt der Uli. In der Bild.
Und dann reden sie beide dem Louis noch kurz bisschen ins System rein und besprechen das mit der Autorität und seiner Art und demontieren ihn munter noch bisschen weiter, und hinterher sind sie wahrscheinlich ernsthaft der Meinung, dass sie hier jetzt aber endlich mal unisono eine gewaltige Lanze für den armen Louis gebrochen haben. Öffentlich. In der Bild.
Louis van Gaal ist 58 Jahre alt. Schon vor gut 15 Jahren hat der die Champions League gewonnen. Und dabei den Fußball auf das nächste Level gehievt. Und die Bayern im Halbfinale ganz arg verdroschen. Nach allen Regeln der Kunst. So einem muss man nichts beibringen. So einem muss man keine Brücken bauen. Und für so einen muss man auch keine Lanze brechen. So einen stellt man ein, wenn man von ihm überzeugt ist. Ich wiederhole: WENN man von ihm überzeugt ist. Und dann lässt man ihn machen. Ganz allein: machen. Ohne Reinreden. Ohne gute Tipps. Ohne Interviews.
Und ohne Demontieren.
Ich finde das unwürdig. Und tragisch. Weil Beckenbauer und Hoeneß das offenbar echt nicht merken, was sie da alles so sagen und machen. Am Schluss werden sie sogar noch richtig veralbert. Da kriegen sie von den drei Interviewern nämlich einen ganz feinen Steilpass serviert: "Bild: Keine Vereinsführung hat so viel Sachverstand." Ohne Fragezeichen. Nur mit Punkt am Ende.
Und den nehmen die dann auch noch auf, diesen Steilpass. Und setzen die finale Pointe: Hoeneß: "So eine geballte Kompetenz hatte Louis van Gaal bislang in keinem seiner Klubs. Vielleicht tut er sich damit im Moment noch ein bisserl schwer. Wir wollen ihn mit unserem Wissen und unserer Erfahrung nur unterstützen, ihm helfen."
Für mich ist das Realsatire. Hätte dieses Interview in der Titanic gestanden, ich hätte herzlich gelacht. So jedoch: finde ich das ziemlich tragisch. Für alle Beteiligten. Für Hoeneß und Beckenbauer, weil sie das offenbar echt nicht merken. Und für van Gaal, weil er sich mit so etwas herumärgern muss. Vielleicht hat er wenigstens Glück, und es dauert nicht mehr so lang.
PS: Als Rausschmeißer und aus aktuellem Anlass kurz noch eines meiner All-Time-Fußball-Lieblingszitate. Es stammt von Otto Rehhagel. Der sagte dereinst: "Wenn man mich in Ruhe arbeiten lässt, kann ich den Erfolg fast garantieren." Dass das wahr ist, hat er schon zigfach bewiesen. Und ich glaube, das würde auch für viele andere Trainer gelten. Wenn man sie denn mal ließe. Und einfach mal gar nichts sagen würde.
PPS: Die Bild hat angekündigt, dass das jetzt eine Interview-Serie wird. Das wird also noch bisschen so weitergehen mit den beiden. Und ihrem Geplauder. Ich werde da aber nicht jedes Mal drüber bloggen. Da hab ich echt nicht den Nerv zu.