Samstag, 31. Mai 2008

Italien trainiert

Geheimtraining der Italiener. Für alle Zeiten in meiner Top 10!

Freitag, 30. Mai 2008

Der Clash der Abgewichsten

Nachdem in den vergangenen Wochen nun eingehend die Situation in den einzelnen Gruppen besprochen wurde, nun also der Rest. Mit Bekanntgabe des Siegers. Wer sich die Spannung erhalten möchte, liest also bitte nicht weiter.

VIERTELFINALE

Das erste Viertelfinale hat gleich zwei Sieger: Portugal UND Ronaldo, der Quaresma an diesem Tag um Längen übertrifft. Beim 4:1 gegen die chancenlosen und daher wieder wild um sich tretenden Kroaten läuft alles über Ronaldo, der zwar nur ein Tor selbst besorgt, dafür aber alle anderen lässig mit dem Außenrist vorbereitet. Quaresma dagegen hat Pech und bricht sich beim Versuch eines simplen No-Look-Kreuzschuss-Übersteigers den Knöchel. EM gelaufen. Das zweite Viertelfinale findet in Wien statt, womit es mit der Schweiz und ihrem Heimvorteil also Essig ist. Schland nutzt das eiskalt aus und geht früh in Führung (12., Gomez mit dem Knie nach Odonkor-Flanke). Zehn Minuten vor Schluss schlägt die Schweiz jedoch urplötzlich in Form eines Frei-Elfmeters nach Handspiel Mertesacker zurück. Nach torloser Verlängerung entscheidet das Elfmeterschießen - zugunsten der Deutschen, außer Frei semmeln alle Schweizer drüber / daneben. Die übrigen Viertelfinals sind eine Demonstration der Coolness. Griechenland kocht die viel zu naiven Rumänen ungeniert mit 1:0 ab (43., Charisteas per Kopf nach Ecke). Italien muss seinerseits nicht einmal selbst aktiv werden, denn Spanien spielt so, wie Spanien in der KO-Runde eines Turniers eben spielt - und vergeigt zuverlässig mit 0:1 durch ein Eigentor von Carles Puyol in der 13. Minute. Ein frühes Geschenk, das Italien die letzten 77 Minuten solide runter mauert.

HALBFINALE

Es ist der 26. Juni, das altehrwürdige Ernst-Happel-Stadion zu Wien, es ist DAS Spiel dieser EM, Italien gegen Griechenland, der Welt- gegen den Europameister, der Clash der Abgewichsten. Hatte sich die Squadra in der so called Todesgruppe noch leidlich motiviert gezeigt, schienen Pirlo und Co nun erstmals richtig heiß - hatten sich König Ottos Hellenen in den vergangenen Jahren doch glatt erdreistet, den Italienern die zynische Spielphilosophie abzukupfern. So nicht!, fand Italien. "Es kann nur einen geben", hatte Roberto Donadoni vor dem Anpfiff noch gesagt. Und dabei diabolisch gegrinst. Er hatte das Drehbuch wohl schon im Kopf. Italien ließ die nichts ahnenden Griechen also erst einmal früh in Führung gehen (5., Charisteas per Kopf nach Ecke) und mauerte danach seelenruhig vor sich hin - bis zur 88. Minute, in der Hellas dann doch noch vom Olymp purzelte, weil Pirlo per unberechtigtem Witz-Elfer routiniert den logischen Ausgleich besorgte. Rehhagel außer sich, mit hochrotem Kopf an der Seitenlinie tobend; Donadoni wieder mit diesem diabolischen, überlegenen Grinsen. Verlängerung. Der Lektion, zweiter Teil: Donadoni stellt um, bringt Del Piero, Quagliarella und Di Natale, bedingungslose Offensive also, und die vier Angreifer nehmen die viel zu klobigen Griechen mit brillanten Spielzügen erbarmungslos auseinander - 6:1 (Toni 5) heißt es am Ende; Griechenland, verprügelt und gedemütigt. Und Donadoni grinst. Im zweiten Halbfinale zwischen Schland und Portugal greift Löw erstmals zu unlauteren Mitteln: Er lässt Maik Franz einfliegen, verkleidet diesen als Simon Rolfes und setzt ihn auf Ronaldo an. Franz ist blendend aufgelegt und mixt sein breites Repertoire an nickligen Fouls und kleinen Gemeinheiten gekonnt mit miesen portugiesischen Beleidigungen der untersten Schublade. Das wirkt. Ronaldo sieht erst kaum einen Stich und dann in der 76. schließlich nach Frustfoul die Rote Karte. Löw grinst fast so fies wie Donadoni und bringt Odonkor - der flankt, und Mario Gomez hält das Knie hin. Finale.

FINALE

In der Neuauflage der Tragödie von Dortmund setzt Jogi Löw erneut auf den verkleideten Maik Franz. Was Donadoni zwar bemerkt jedoch wirklich so rein gar nicht kratzt - er geht ja seinerseits auf Nummer sicher und bringt neben Luca Toni den schnell noch eingeschmuggelten und nun als Alessandro Del Piero verkleideten Pippo Inzaghi. Da Deutschland nur einen Maik Franz hat, der zudem schon in der 3. Minute nach Inzaghi-Schwalbe Gelb sieht, steht entweder Toni oder Inzaghi permanent frei. Zwischen der 40. und 50. Minute rennt Deutschland in fünf Konter. Alle Treffer (Toni 2, Inzaghi 2, Grosso 1) fallen aus dem Abseits heraus, doch der Linienrichter ist gekauft. Berlusconi grinst beim Abpfiff fast so diabolisch wie Donadoni. Jogi Löw tritt noch auf der anschließenden Pressekonferenz zurück und wird Klinsmanns Co bei Bayern. Als Nachfolger drückt - nachdem Otto Rehhagel sich erst wochenlang medial hofieren ließ, nur um dann doch abzusagen weil er "bei den Griechen im Wort stehe" - die BILD Lothar Matthäus durch, dem mittlerweile aufgefallen ist, dass Israel doch ziemlich weit weg ist.

Dienstag, 27. Mai 2008

"Sabine ist im Kommen!"

Die French Open sind ja dieses Jahr irgendwie an mir vorbei gegangen. Bisher. Weiß auch nicht, warum. Normal bin ich ja schon eher Die-Hard-Tennis-Fan. Also früher jedenfalls. Mit Becker und Stich und so. Seitdem bin ich bisschen raus. Höchste Zeit, mich auf Stand zu bringen. Gottlob ist Kollege Regelmann da. Der macht so was.

Ich [interessiert]: French Open, Flo, was ist da los in Paris?
Regelmann [stöhnt]: Sieht schlecht aus. Acht von 13 unserer Jungs und Mädels sind draußen. Fünf haben wir noch im Rennen. Sieht aber schlecht aus.
Ich [schockiert]: Waaaas???
Regelmann [nicht schockiert]: Tja, so sieht's aus. Ich hoffe auf Sabine.
Ich [ahnungslos]: Wer ist Sabine?
Regelmann [geduldig]: Lisicki!
Ich [sehr ahnungslos]: Wie schreibt man die?
Regelmann [sehr geduldig]: L-i-s-i-c-k-i. Unser größtes Talent bei den Mädels.
Ich [nachbohrend]: Wo steht die in der Welt?
Regelmann [aus dem Bauch]: So um die 80, 90.
Ich [enttäuscht]: Nicht so gut!
Regelmann [hoffnungsfroh]: Aber im Kommen! Spielt gegen ne Russin heute. Da geht was. Ist überhaupt deutsch-russischer Tag heute. Becker vs. Juschni, Brands vs. Tursunov.
Ich [erinnernd]: Und was ist mit unserem Kohli?
Regelmann [resigniert]: Spielt gegen den unglaublich starken Stan Wawrinka. Eigentlich natürlich Stanislas.
Ich [auf Augenhöhe]: Pole?
Regelmann [genervt]: Schweizer, Olli, Schweizer! Mittlerweile in der Top Ten der Welt!
Ich [doch nicht auf Augenhöhe]: In der Top Ten??
Regelmann [wieder milde]: Die Schweizer haben halt nicht nur den Roger!
Ich [entrüstet]: Allmächtiger!!
Regelmann [wieder resigniert]: Tja. Und da geht der Kohli heute raus.
Ich [eins und eins zusammen zählend]: Aber dann sind ja alle draußen!!
Regelmann [nachrechnend]: Bis auf die Sabine!
Ich [desillusioniert]: Ist ja eher nicht so gut aus deutscher Sicht.
Regelmann [leidgeprüft]: Natürlich nicht. War aber zu erwarten.
Ich [sehr entrüstet]: Aber das kannst du doch jetzt hier nicht einfach so hinnehmen!
Regelmann [wirklich leidgeprüft]: Doch. Kann ich. Man gewöhnt sich an alles. Kannst du dich an den letzten Deutschen erinnern, der bei den French Open was gerissen hat?
Ich [sehr unsicher]: Ääääh ... Stich?!?!
Regelmann [sehr erfreut]: Richtig! Im Finale gegen Kafelnikov verloren. Wann war das? 96 oder so ... [schaut nach] ... Ja, hier: 96! Hab ich ja Recht gehabt!
Ich [lustlos]: Und wann geht's jetzt wieder aufwärts aus deutscher Sicht?
Regelmann [auch lustlos]: Gar nicht. Die einzige, auf die wir hoffen können, ist die Sabine.
Ich [rattig]: Ist die eigentlich hübsch?
Regelmann [auf seinen Desktop verweisend]: Nicht so hübsch wie die Kirilenko, aber schon hübsch, ja. [zeigt ein Bild]
Ich [wieder Tennisfan]: Na, na, na, na, na! Um wie viel Uhr spielt die heute?
Regelmann [traurig]: Um elf. Glaub aber nicht, dass Eurosport das zeigt. Sabine spielt ja nicht auf den großen Plätzen - noch nicht!

Freitag, 23. Mai 2008

Vorschau Gruppe D

Die Gruppen A, B und C sind besprochen (Edit Gruppe C: Inzaghi ist nicht dabei, das Tor gegen Frankreich schießt Luca Toni), heute nun also die exakten Prognosen für die Gruppe D. In der nächsten Woche dann die KO-Runden ...

GRUPPE D
König Otto rechnet ab


Keine Überraschungen in der Gruppe D: Spanien spielt so, wie Spanien in der Gruppe eines großen Turniers eben spielt - mit formvollendet auf den Rasen gemalten Spielzügen aus einer besseren Welt bomben die Iberer alles weg. Schon nach dem auch in der Höhe verdienten 7:1 (Torres 5, Fabregas 2) zum Auftakt gegen Russland gilt Spanien daher als unvermeidlichster Endspielgegner der Portugiesen. Die völlig naiv anstürmenden Schweden machen derweil Bekanntschaft mit der griechischen Effizienz und verlieren trotz bester Chancen etwas unglücklich mit 1:0 (53., Charisteas per Kopf nach Ecke).

Auch im zweiten Gruppenspiel macht Spanien kurzen Prozess; mit dem 3:0 (Torres 2, Villa 1) sind die nun völlig verunsicherten Schweden noch gut bedient. Griechenland gewinnt gleichzeitig - wiederum etwas glücklich - mit 1:0 (76., Charisteas per Kopf nach Ecke) gegen Russland. Nach dem vorzeitigen Weiterkommen rechnet Trainer Otto Rehhagel auf einer Pressekonferenz in selten gekannter Arroganz und Selbstgefälligkeit mit allen Journalisten ab, die ihn nach der anfangs holprigen Qualifikation kritisiert hatten. Auch deutsche Journalisten bekommen ihr Fett weg. Teilweise gar für Artikel aus den 80ern. Nach der PK trifft sich der Anstreicher aus Altenessen mit Kumpel Marcello Lippi auf einen Kaffee. Zum Runterkommen.

Im abschließenden Spiel um den Gruppensieg schickt der Trainerfuchs eine stark verjüngte B-Mannschaft (Durchschnittsalter: 31,3 Jahre) aufs Feld, die allerdings viel zu grün hinter den Ohren ist, um Spanien ernsthaft zu ärgern. Trotz des locker heraus gespielten 4:0 rumort es beim Gruppensieger. Grund: Der andere Trainerfuchs lässt den bis dato siebenfachen Torschützen Torres 90 Minuten auf der Bank schmoren - die Tore besorgt allesamt Villa, der Torres im Rennen um die Torjägerkrone damit bedenklich auf den Pelz rückt. Die Stimmung im Team beginnt zu kippen ...

Freitag, 16. Mai 2008

Vorschau Gruppe C

Wie angekündigt, nach den Berichten zur Gruppe A und zur Gruppe B nun die Killer-Hammer-Mega-Gruppe C, die zwar sehr eng ist, letztlich jedoch nicht wirklich spannend.

GRUPPE C
Der Weltmeister gähnt


Die so called Todesgruppe ringt der Squadra Azzurra nicht mehr als ein müdes Lächeln ab. Der gelangweilte Weltmeister wirklich tut nur das Allernötigste, um das Weiterkommen zu besorgen. Heißt konkret: Ein nüchternes 0:0 gegen Holland, ein humorloses 0:0 gegen Rumänien und ein gewitztes 1:0 gegen Frankreich (5., Inzaghi, klaut Toni im Gewühl den Ball vom Fuß) - macht unter dem Strich Platz zwei mit satten fünf Punkten und schlanken 1:0 Toren. Kommentar Donadoni: "Reicht doch."

Erster wird zur Überraschung aller Rumänien (!), das die mal wieder viel zu arrogant und lässig zu Werke gehenden Franzosen gleich im ersten Gruppenspiel mit einem konsequentem 2:0 abbügelt. Nach dem auch von rumänischer Seite aus humorlosen Remis gegen Italien machen die gelbgeschopften Balkankicker im letzten Spiel gegen schon vorher völlig konsternierte Holländer alles klar - das souveräne 1:0 (71., Goian) bringt die Punkte fünf bis sieben und damit den Gruppensieg. In Frankreich werden die Medien derweil etwas unruhig und schlagen zum wiederholten Male die Ablösung des aus ihrer Sicht etwas glücklosen Trainers Raymond Domenech vor. Dieser ist jedoch mittlerweile auf seinem Stuhl fest gewachsen und sitzt das ganz entspannt aus.

Anderes Bild in Holland, van Basten geht, wie versprochen, die Medien freuen sich öffentlich auf van Marwijk - ebenso wie die Mannschaft, die die Todesgruppe angesichts der eigenen schäbigen Leistungen in der Quali ohnehin von Anfang an abgeschenkt hatte. Einzig Rafael van der Verrat sorgt für Querelen - und spielt öffentlich mit dem Gedanken Italiener zu werden. In der Gazzetta dello Sport lässt er sich im blauen Leibchen abbilden und in holprigem Italienisch mit den Worten zitieren: "Ich wollte schon immer für ein richtig großes Land spielen. Außerdem habe ich einen Schwippschwager zweiten Grades in Rom, fühle mich seit jeher als Italiener. Die Squadra ist mein Traum."

Freitag, 9. Mai 2008

Vorschau Gruppe B

Nach den exakten Prognosen für die Gruppe A am vergangenen Freitag nun die ebenso exakte Schilderung der Ereignisse in Gruppe B. Ganz genau so wird das laufen, also macht eure Einsätze, nicht dass sich hinterher wer beklagt, er hätte vorher nix gewusst.

GRUPEE B
Österreich zeigt Rückgrat


Mit leicht getuntem und bei der Vorstellung mit lauten "Ooohs" und "Aaaahs" bedachtem Kader geht unser Bundesjogi Löw in die EM: Trotz des bitteren Schnix-Ausfalls schmeißt er kurzerhand noch Schweinsteiger (nach Rücksprache mit Effenberg), Frings (ewig verletzt; ständig blöde Interviews), Metzelder (fiese Gesichts-Matratze; außerdem nicht mal Stammplatz) sowie Kuranyi (nach Rücksprache mit mir) aus der Mannschaft. Dafür rücken Toni Kroos (Uli Hoeneß: "Der Junge ist noch nicht so weit!"), Jermaine Jones (gerade für 65 Millionen zum AC Milan gewechselt), Maik Franz ("Ich hab dem Metze ein paar Taschentücher geschickt.") und Olli Neuville nach, dessen Nominierung Löw überaus schlüssig erklärt: "2002 und 2006 hatten wir den Olli dabei, da waren die Ergebnisse ganz okay. 2000 und 2004 war er nicht dabei, und die Ergebnisse damals ... naja, aber das wissen Sie ja alle selbst ... Wir wollten jedenfalls kein Risiko eingehen und sind überzeugt, dass der Olli nicht nur WM sondern auch EM kann!"

Und es läuft gut. Der quirlige und gewitzte und kackfreche Toni Kroos ist von den völlig überforderten Polen nie in den Griff zu kriegen. Die vier Tore von Gomez fallen jeweils nach wahrhaft riquelmesquen Zuckerpässen des Münchner Super-Talents. Die BILD jubelt, Uli Hoeneß motzt: "Sooo stark wie ihr hab ich den Kroos heute nicht gesehen. Der Junge ist auch noch nicht so weit!" Im verbissen geführten Fight gegen Kroatien zeigt sich dann die unheimliche Weitsicht des Joachim Löw: Ausgerechnet Neuville besorgt in der Nachspielzeit den Ausgleich zum 1:1 - nach brillantem Freistoß von Kroos, der ansonsten auf Grund der sehr harten Drei-Mann-Bewachung der Kroaten kaum Glanzpunkte setzen konnte. Hoeneß: "Ich hab's doch gesagt! Ihr verheizt den Jungen!"

Das abschließende Spiel gegen Österreich findet nicht statt. Wie überhaupt alle Spiele der Österreicher, die - wie von der heimischen Initiative "Österreich zeigt Rückgrat" per Petition gefordert - wegen anhaltender Erfolglosigkeit, peinlichem Gegurke und aus Rücksicht auf das fußball-ästhetische Empfinden der übrigen Nationen von der aktiven Teilnahme an der EURO absehen. Alle Ösi-Spiele werden mit 2:0 für den Gegner gewertet. Die Löw-Truppe holt sich somit mit sieben Punkten dank des besseren Torverhältnis' den Gruppensieg vor den punktgleichen Kroaten.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Die Leiden des jungen B.

ZEHN FRAGEN AN, Folge 1, heute mit Daniel Börlein, 26, SPOX-Volontär, Nürnberg-Fan, akut abstiegsgefährdet, seit Wochen schlecht gelaunt - und derzeit ziemlich aufgeregt wegen des Psycho-Schockers gegen Duisburg.

#1 Daniel, als Volontär bist du dem üblichen redaktionsinternen Spott meist schutzlos ausgeliefert. Inwiefern verschlimmert das üble Gewürge des Club deine persönliche Lage?
[Verkrampft] Naja, ich hab's natürlich nicht leicht hier, bei mir geht's schließlich noch um Alles oder Nichts. Die anderen Kollegen sind ja entweder schon Meister oder gerettet, selbst die VfB-Freunde haben die Kurve noch gekriegt. Daher fokussiert sich das jetzt natürlich alles auf mich ... [zögerlich] Und ich hab schon manchmal den Eindruck, als wenn der eine oder andere hier in der Redaktion nach einem schlechten Ergebnis des Club lechzt.

#2 Von wem kommt Unterstützung? Wer haut am hässlichsten drauf?
[stöhnt] Den üblichen Bayern-Hohn muss man halt ertragen. Kollege Gaber wird ja nicht müde zu fragen, wie es jetzt ausschaut beim Club. Anderen wiederum geht das total am A... vorbei - dem Kollege Wittenburg zum Beispiel. Aber gut, der hat mit dem HSV auch seine eigenen Probleme. Es gibt aber auch Aufmunterung: Kollege Kucharski etwa fühlt extrem mit. Aber das macht's ja nicht besser. Eher im Gegenteil. [sehr ernst] Darum wär's mir auch ganz recht, wenn mein Name aus dem Spiel bleiben könnte. Ich hab echt keinen Bock auf so Beileids-Mails und so. Geht das?

#3 Klar, Ehrensache, Daniel! Bist du manchmal neidisch auf Bayern-Fan Gaber oder die US-Sport-Freaks Gruber und Regelmann, die so was wie Abstieg gar nicht kennen?
Ich erinnere mich an einen Satz des Kollegen Bogner, der sagte, dass es manchmal auch sehr langweilig sei als Bayern-Fan. Da weiß man ja schon Wochen vorher, manchmal sogar am Anfang der Saison, dass man Meister wird. Da kann's einem schon mal langweilig werden. Was ich für mich persönlich ja nicht behaupten kann. Für mich geht's ja immer um alles. [kaut auf den Fingernägeln rum] Aber ist ja auch ganz gut irgendwo. [lange Pause] Wenn du ständig unter Strom stehst, dann kickt das ja schon.

#4 Du wirktest zuletzt oft sehr geknickt. Ausgemergelt. Freudlos. Innerlich verbraucht. Man möchte dir so gern helfen. Wie?
Was ich brauche sind Punkte. [laut] Punkte! Punkte! Punkte! [haut auf den Tisch] Und das eine oder andere Argument! Ich grüble ja die ganze Nacht, was denn überhaupt noch für den Club spricht. Klar, dass man dann am nächsten Morgen scheiße aussieht ... [wieder leiser] Ich gebe mir irgendwo ja auch eine Teilschuld: Letzte Saison hatte ich mir so gewünscht, endlich mal eine Saison ohne Angst, ohne Sorgen zu erleben. Kam ja dann auch. Und jetzt schlägt's doppelt zurück. Vielleicht wollte ich einfach zuviel.

#5 Was kannst du in deiner Funktion als Volontär tun? Duisburg nen Skandal andichten? Bisschen Unruhe reinbringen?

[lächelt milde] Ich versuche natürlich schon irgendwie Einfluss zu nehmen. Aber nicht so. Ich rufe halt ständig beim Club an, um denen klarzumachen, dass ich komplett hinter ihnen stehe. Aber Duisburg jetzt nen Skandal andichten? Nee, man muss schon auf die eigenen Stärken vertrauen und darf nicht auf die anderen schauen. Dieses ganze Phrasen-Blabla halt. [resigniert]

#6 Jan Koller hat sich beim Verabschieden in Dortmund neulich in der Kurve geirrt. So langsam wird's ne runde Abstiegssaison, oder?

[zynisch] Ja, so langsam bringt der Club wirklich alles mit, was man für so einen Abstieg braucht. Die schießen sich schön von hinten durchs Knie ins Kreuz oder wie das heißt. [lächelt gequält] Jetzt könnten sie ja eigentlich auch noch das Hänschen zurück holen. Das hat glaube ich noch keiner gebracht. Von Heesen kann ja dann nächste Saison wieder kommen, wenn Meyer uns gerettet hat.

#7 Dein schlechtes Gefühl vor den Partien gegen Bielefeld und Dortmund war letztlich berechtigt. Übles Gegurke. Was fühlst du jetzt für Duisburg, Daniel?
[sehr entschlossen] 3:1! Im Redaktions-Tippspiel wollte ich eigentlich schon 4:1 oder 5:1 tippen, aber das wär mir dann nur wieder als Größenwahn ausgelegt worden. Ich bin mir total sicher, dass wir Duisburg weghauen. [wirrer Blick] Klar, mit mächtig Zittern zwischendrin und Anschluss aus dem Nichts nach klarer Führung und so, aber am Ende bringen wir das sauber nach Hause.

#8 Welcher Abstieg war für dich persönlich der schlimmste?

[wird kreidebleich] Also 99 war bitter! Das war unfassbar! Und 94 natürlich! Das Jahr mit dem Phantomtor. Das war für mich persönlich wohl das schlimmste. Ich weiß noch, wie ich als kleiner Bub in der Badewanne saß und weinte ... [schaut lange aus dem Fenster] Das hat Narben hinterlassen, klar. Dieses ... ich möchte nicht sagen: Loser-Image, ... aber dieses Club-Image, das hat man da schon irgendwie aufgenommen. Man wusste, man ist jetzt der Club. [aschfahl] Und da muss man sich irgendwie mit abfinden.

#9 Bist du erwachsen geworden an diesem Tag?

[atmet tief durch] Ach Gott, ich bin ja eigentlich noch immer nicht richtig erwachsen. Ich hab vorhin auch mit dem Kollegen Rommel schon drüber gesprochen: Wenn ich im Stadion auf der Pressetribüne sitze, bin ich völlig emotionslos. Wenn da ein Tor fällt, schreie ich nicht groß rum, wie so manche anderen Kollegen. Da bin ich dann schon irgendwo erwachsen. Aber wenn ich mir sonst ein Spiel angucke, da geht's doch immer wieder mit mir durch. Da schlägt das Herz halt Rot-Schwarz.

#10 Aber gerade als Fußball-Redakteur sollte man ja Ahnung vom Fußball haben. Wieso also trotzdem Club-Fan?

[lacht laut] Sehr gute Frage! Das hab ich mir so noch nie überlegt! ... [denkt lange nach] Hmm, also ich kann mich erinnern, dass ich als ganz kleiner Bub mal ein Riesenfan von Wiggerl Kögl war. Und der war ja bei Bayern. Das war der einzige Spieler, den ich je um ein Autogramm gebeten hab. Ich hab ihm geschrieben, als ganz kleiner Bub - und dann hab ich ein Jahr keine Antwort bekommen. [glasige Augen] ... In der Zeit muss ich wohl abgedriftet sein. Zum Club. Die Karte kam dann irgendwann - aber da war ich schon beim Club gelandet und mehr so auf Souleymane Sane und so. [brüchig] Tja, und dabei bin ich dann geblieben...

Vielen Dank Daniel, und viel Erfolg für heut Abend gegen Duisburg!

Dienstag, 6. Mai 2008

Das Wunder von Wien

Österreich holt den Titel! Und alle reiben sich verwundert die Augen! Einfach Sa-gen-haft diese Ösis!

Montag, 5. Mai 2008

Bayern ins Bootcamp

Ich finde es ja schon ziemlich bezeichnend, dass die Bayern jetzt Meister geworden sind durch so ein albernes und vorhersehbares Nullnull in Golfsburg. Man weiß nicht so ganz, wohin mit diesem Titel. Wo einordnen?

Christof Kneer nennt ihn in der Süddeutschen den "Geld-schießt-Tore-Titel" und beerdigt das Fernglas, obwohl die Bayern das doch international gut gebrauchen könnten - wenn man Michael Schallenberg bei Spiegel Online glaubt. Michael Horeni schreibt in der FAZ, irgendwie sei das alles wie Sylvester gewesen mit den Bayern, vom ersten Tag an runtergezählt, und irgendwann war er halt da der Titel, so wie auch das neue Jahr irgendwann einfach da ist. Die BILD ist die BILD und rechnet vor, zu wie viel Prozent jeder einzelne Spieler diese Meisterschale verdient hat. Sport1 spricht schlicht vom Titel auf dem Silbertablett, über den man sich aber trotzdem auch freuen dürfe. Waldi kolumniert mal wieder per Video bei Welt Online, und ich glaube so langsam, dass er das wirklich komplett in Eigenregie macht, dieses Video, so unfassbar schlecht wie das diesmal ausgeleuchtet ist. Und der Tagesspiegel lässt noch einmal ein bisschen die zweite Ära Hitzfeld Revue passieren - und sich dabei zur gewagten These hinreißen, die Bayern hätten die meiste Zeit der Saison mit schönem Fußball begeistert.

Also mich ja nicht. Ganz schön oft rumgegurkt haben die. Und jetzt finden sie alle, wirklich alle, alle, alle, dass dieser Kader nicht ausreicht, um nächste Saison in der Champions League was zu wuppen. Dass man jetzt einen Flamini braucht, einen Gattuso, einen Quaresma. Find ich nicht. Die Startelf 2001 ging ja so: Kahn - Andersson - Sagnol, Kuffour, Linke, Lizarazu - Salihamidzic Hargreaves, Effenberg, Scholl - Elber. Rein kamen Jancker, Zickler und Sergio. Damit haben die die Champions League gewonnen damals! In den letzten Jahren haben so Spieler wie Oddo, Jankulovski, Ambrosini, Oleguer, Marquez, Giuly, Finnan, Garcia, Kewell, Costa, Mendes, Alberto den Pott geholt. Nicht, dass ich die jetzt schlecht finden würde. Aber besser? Besser als die aktuellen Bayern-Spieler?

Die brauchen keinen Flamini, keinen Gattuso, keinen Quaresma. Was die brauchen ist System, Einstellung, Erfolgshunger. Was die nicht mehr brauchen, ist dieses latent schweinsteigeresque, diese ewige Selbstzufriedenheit. Dieser seelenruhige Glaube, dass das alles schon läuft irgendwie. Ich finde daher, die Bayern brauchen demnächst mal ein Bootcamp. So ein richtig schönes, knallhartes, fieses Bootcamp, wo sie mal so richtig eingenordet werden. Und ich glaube ja, dass Klinsmann genau der Richtige ist für so was. Der kann sowas. Und wenn die auf einmal richtig rennen, diese ganzen Schweinsteigers, dann klappts vielleicht auch mal mit der Champions League.

PS: Die Bayern haben derzeit 67 Punkte auf dem Konto. Neun sind noch drin. Dann wären es 76. Rekord waren 78. Das war 98/99. Und damals hatten die so Leute wie Babbel, Strunz und Daei im Kader.

Freitag, 2. Mai 2008

Vorschau Gruppe A

Da ich ja meist sehr, sehr richtig liege mit meinen Prognosen, werde ich nun bis zur EM immer freitags step by step schreiben, wie die EM so läuft. Dann kann man sich hinsichtlich Reise-, Party- und Wettplanung schon jetzt drauf einstellen. Und wenn ich mich nicht verrechnet hab, müsstet ihr dann pünktlich zu EM-Beginn wissen, wer das Finale gewinnt. Cool, oder?

GRUPPE A
Nur Remis für Ronaldo / Quaresma


Es ist ein verbissener Zweikampf in der Gruppe A. Allerdings nur teamintern. Cristiano Ronaldo vs. Ricardo Quaresma: Wer ist der Spektakulärere? Der Gewitztere? Der Trickreichere? Der Clash of the Titans! Die ersten drei Spiele bringen Portugal ungefährdete neun Punkte - jedoch keinen klaren Sieger im internen Duell der Zauberer. Das 4:0 zum Auftakt gegen die Türkei endet Unentschieden: Je zwei Tore für Ronaldo und Quaresma, davon jeweils eines mit dem Außenrist, beide mit zahlreichen sehenswerten Übersteigern, Hackentricks, Außenrist-Flanken und No-Look-Pässen. Dazu je eine Gelb-Rote für den frustrierten Gegenspieler.

Ähnlich läuft es gegen die altersmilden Tschechen, auch wenn die etwas weniger treten. Dasselbe Ergebnis, dieselben Torschützen, dieses Mal allerdings liegt Quaresma hochdünn vorn - seinen Freistoß aus 40 Metern besorgt er per Kreuzschuss. Da lächelte selbst Scolari milde. Der Schweizer Talentschuppen macht derweil mit Heimvorteil im Rücken, Eggimann in der Abwehr und Frei im Sturm seinerseits Eindruck - zunächst bei den Tschechen, die beim überraschenden 3:1 (Frei 2, Eggimann 1) euphorisch überrannt werden. Auch in der erwarteten Hass-Schlacht gegen die Türken (Schweiz: drei Gelbe; Türkei: sechs Gelbe, zwei Rote) behält die Kühn-Truppe kühlen Kopf - und durch zwei verwandelte Frei-Elfmeter (58., 72.) auch die drei Punkte.

Im Spiel um den Gruppensieg zeigen die Portugiesen jedoch, dass gegen Ronaldo und Quaresma kein Heimvorteil der Welt ausreicht - 4:1 am Ende, allerdings erneut kein Sieger im internen portugiesischen Duell: Ronaldo 2, Quaresma 2, beide jeweils eins mit der Hacke und eins nach wunderschönem Solo. Diesmal jedoch Ronaldo ganz leicht vorn - sein Solo begann schon am eigenen 16er. Portugal und Schweiz damit locker durch. Die Eidgenossen feiern, als hätten sie den Titel geholt, die Portugiesen wissen jedoch, dass der nur an sie gehen kann. Der Rest Europas sieht das nach den Gruppenspielen erstmal ähnlich.