Montag, 29. September 2008

Stress von links

War ja wohl EPISCH, was Cottbus da am Samstag abgezogen hat. Erstmal so bisschen geguckt, was die Hertha macht, dann gesehen: Die macht nichts, die Hertha, dann einen PHANTASTISCHEN Konter gesetzt, schön den dritten Innenverteidiger gebracht und den Laden komplett verrammelt. Teuflisch, diese Cottbuser. Ich musste, nein: ich DURFTE das ja tickern. Und kaum kümmere ich mich also mal höchstselbst um Cottbus, klappt das bei denen auch wieder mit dem Grätschen und dem Kratzen und dem Beißen. Da hat die Tickerei gleich doppelt Spaß gemacht. Doch Mitte der zweiten Halbzeit verging mir so bisschen das Grinsen. Denn plötzlich wurds hektisch. Allerdings nicht auf dem Platz, da räumte Cottbus ja weiter ganz vorzüglich ab, hektisch wurd es nur: bei mir. Und der Stress kam von links. Denn da saß der CvD.

CvD: "Bist du schon an der Aufstellungsgrafik dran?"
Ich: "Aufstellungsgrafik?"
CvD: "Aufstellungsgrafik."
Ich: "Ähm. Nö. Nicht direkt."
CvD: "Dann mach mal hin. Bei Spielschluss wird's sonst eng."
Ich: "Äh. Ich weiß gar nicht, wie das geht."
CvD: "Wie, du weißt nicht, wie das geht?"
Ich: "Ich dachte, ich soll nur tickern."
CvD: "Das gehört zum Tickerjob dazu."
Ich: "Ach so?"
CvD: "Ach so!"
Ich: "Aber wenn ich doch nicht weiß, wie..."
CvD: "Da gibt's jetzt gar nichts zu reden. Das muss gemacht werden. Und zwar: von dir. Ende."
Ich: "Cool!"

Und so kannte ich den CvD bislang noch gar nicht. So: straight! Hat mir gefallen. Allerdings war plötzlich auch auf dem Spielfeld wieder Stress. Einwechslungen, Auswechslungen, Gelbe Karten, Rudelbildung, Torchancen, und während ich so schwitze, lädt der CvD nochmal nach:

CvD: "Und die Bilder für die Diashow?"
Ich: "Was ist damit?"
CvD: "Na, hast du die wenigstens schon gemacht?"
Ich: "Ähm. Nein. Nicht direkt. Muss ich?"
CvD: "Natürlich musst du. Mit Spielschluss..."
Ich: "Ja, ja, ich weiß: muss das fertig sein."
CvD: "Absolut. Also mach hin."
Ich: "Ich mach die ganze Zeit schon hin."
CvD: "Dann mach damit mal weiter."

Und langsam stressts mich, aber wenigstens weiß ich hier grob, was zu tun ist, doch leider nervt die Hertha nochmal mit paar Angriffen, also ticker ich die nebenbei und lad nebenbei paar Bilder runter und schneid die nebenbei und mach irgendwie alles: nebenbei. Und dann links wieder der CvD:

CvD: "Und egal, was du grad tust: Nach Spielende: IMMER zuerst den Spielbericht."
Ich: "Spielbericht?"
CvD: "Herrje! Ja, Spielbericht, von der Agentur, muss sofort drauf dann."
Ich: "Ähm."
CvD: "Und das muss dann alles noch in die Content-Navi eingehängt werden."
Ich: "Hm?"
CvD: "Hast du das im Griff?"

Und ich bin es langsam leid, hier so komplett ohne jede Ahnung rumzusitzen, Herrgott, ich bin Blogger, und als Blogger schreib ich Text in große, weiße, leere Felder, da fummel ich nicht in irgendwelchen CMSen rum, doch ich hab keinen Bock mehr auf mein Laientum, drum sage ich:

Ich: "Ja. Klar. Kein Problem. Hab ich im Griff."

Und dann bin ich echt tierisch froh, als Daniel kurz nach Spielschluss zu mir kommt und sagt: "Ich bin mit meinem Kram schon durch. Wenn du willst, mach ich für dich Spielbericht und Content-Navi, und du machst deine Diashow fertig. Okay?" Und ein entschiedeneres OKAY! hat man von mir noch nie gehört.

Sonntag, 28. September 2008

Italien am Wochenende

Ich glaube, nein, falsch: ich weiß: Der geschätzte Kollege @faircheck mag den italienischen Fußball nicht sonderlich.
Er will und will das einfach nicht verstehen. Dabei sind das Ergebnisse wie Musik:

Freitag, 26. September 2008

Nein, man.

Kam also neulich der Chefredakteur rein, und alles fing ganz harmlos an, bzw. eigentlich ganz traurig, denn es ging um Gladbach, des Chefredakteurs Klub, und da läufts ja eher unrund gerade, drum klagte er so bisschen sein Leid. Doch dann wurd's plötzlich ernst.

Er: "Sach ma, willste nich ma son Bundesligaspiel tickern?"
Ich: "Hmm. Weiß nicht. Ja. Nee. Hmm. Ach. Nee. Lass mal."
Er: "War eigentlich weniger als Frage gemeint."
Ich: "Ach so. Ja dann: gern!"
Er: "Freut mich."
Ich: "Wollt ich eh schon immer mal machen."
Er: "Eben."

Hat er clever gemacht. Muss man zugeben. Mich eiskalt von hinten erwischt. Kumpelig angetäuscht und mich dann in all seiner Barschheit gepackt. Und mir dabei auch noch das Gefühl gegeben, die Wahl gehabt zu haben. Großer Psychologe, der Mann. Also:

Ich: "Wann?"
Er: "Samstag."
Ich: "Cool."
Er: "Absolut, man."

Und das mag ich ganz besonders: Hinter so ein handelsübliches "absolut", "ja" oder "nein" packt er manchmal noch so ein lässiges "man". Manchmal auch: "verdammt". Hat tierisch Power. Und manchmal klau ich ihm das, so verdammt schick find ich das, man. Jedenfalls:

Ich: "Kann ich mir das Spiel aussuchen?"
Er: "Welches willste?"
Ich: "Hertha Cottbus."
Er: "Ernsthaft?"
Ich: "Ernsthaft."
Er: "Kriegst du, verdammt."
Ich: "Danke, man."

Und ich weiß nicht, warum die Leute das immer so komisch finden, wenn wer Cottbus mag. Erste Frage immer: "Ist das ernst gemeint?" Zweite Frage: "Kommst du aus dem Osten?" Beantwortet man erstere mit "ja" und zweitere mit "nein", kapiert das immer keiner.

Dabei ist Cottbus doch absolut super. Die spielen das, was sie können. Meist ist das überschaubar, klar, aber gerade deswegen doch auch: so geil. Niemals geht Cottbus ohne Einstellung ins Spiel. Ohne Einstellung wären die ja nackt. Haben doch sonst nichts, die. Super sympathisch, das.

Und die Taktik. Vom Allerfeinsten. Mit zehn Mann alles total verrammeln, vorn irgendwie auf eine Aktion hoffen und das dann ganz sauber nach Hause mauern. Super lässig, so was. Und am Wochenende also gegen Woronin / Pantelic, das schönste Sturmduo der Liga. Wahnsinn.


Die Euphorie nach der 1:0-Führung gegen Bochum. (Foto: Rank)

Und auch wenn ich die Antwort kannte, ein Versuch wars wert:

Ich: "Darf ich parteiisch tickern?"
Er: "Für wen?"
Ich: "Na Cottbus!"
Er: "Spinnst du?"
Ich: "Nein, man."
Er: "Klingt aber so."
Ich: "Also: darf ich?"
Er: "Nein, man. Verdammt."

Und in diesem letzten Satz war wirklich alles drin.
Cottbus. Bei der Hertha. Geil, man, verdammt.

Donnerstag, 25. September 2008

Bundesliga, Spieltag #6

Vorschau auf den sechsten Spieltag. Mit dem Pokalsieger-Besieger gegen die Pokalversager, einer Truppe, die noch schlechter ist als Köln und einem Trainer, der viel zu bertivogtsesque ist. Das alles mal wieder exzellent vorbereitet und eloquent vorgebracht von Daniel und mir.

Mittwoch, 24. September 2008

Jeder verdammte Scheißputt

Ich muss jetzt endlich mal das mit dem Regelmann und dem Ryder Cup loswerden. Der hat sich am Wochenende also wie erwähnt komplette 35 Stunden lang diesen Ryder Cup reingezogen. Drei Tage lang nichts als: Golf. In der Redaktion. Mit kaum Schlaf. Und paar Salzletten. Ich hab das leider nicht live miterleben dürfen, ich war ja nicht in der Redaktion, aber als ich ihn am Montag nur so kurz fragte: "Und Flo, wie war der Rydercup?", ging das gleich schon wieder mit ihm durch. Da holte er tief Luft, schaute traurig aus dem Fenster, und dann brachs los. "Ach, das war alles ganz bitter, 16,5 zu 11,5 haben wir gegen die Amis verloren, das war aber deutlich knapper als es das Ergebnis aussagt, das hat ganz wild hin und her gewogt die ganze Zeit, war echt irre spannend, Garcia war natürlich ein Totalausfall, so was hab ich noch nie gesehen, und ..."

Und da muss ich ihn erstmal wieder unterbrechen, weil er sonst das Atmen vergisst, als frag ich: "Was heißt das denn, 16,5 zu 11,5, ich hab ja echt null Plan von Golf", und da atmet er, und dann ist er beseelt und fängt an mir das zu erklären, und ich merke sofort: ist mir zu kompliziert, ich blick das nicht, also wechsle ich das Thema: "Und das hast du dir 35 Stunden reingezogen?" "Selbstverständlich! Mit Vor- und Nachberichten!! Ryder Cup ist Wahnsinn, das hat mich wieder sehr gekickt, und ...", und ein Kollege, der dabei gewesen ist, also Augenzeuge war, grätscht fies rein: "Ausgeflippt ist der. Total ausgeflippt. Beim Golf. Wie ein Wilder hat der hier rumgeschrien und gejubelt und gehofft und gebangt. Und die anderen haben Bundesliga gemacht." Und da freut sich Regelmann und sagt: "Das war ja auch alles so dramatisch, wir waren immer hinten, von Anfang an, es gab zwar immer die Chance, dass wir das drehen, und fünf Minuten lang hab ich wirklich gedacht: JETZT! JETZT! JETZT! haben wir sie, aber dann hatten wir sie doch nicht und ...", und ich unterbreche ihn wieder mit irgendeiner Frage, und Regelmann holt wenigstens Luft …:

"Curtis und Stricker gegen Garcia und Westwood, das war der Schlüssel, da stand es all square, nur die 18 noch zu spielen, die Amis lagen extrem schlecht, haben alles kreuz und quer in die Walachei geschlagen, und ich war mir so sicher, dass wir das holen, doch dann hat Stricker einen Wahnsinns-Put eingelocht, da wars vorbei, und das hat mich dann doch sehr mitgenommen." Und wieder schaltet sich der Kollege ein: "Geflucht hat der! Gebrüllt und geschrien! Und mehrfach den Amis die Bälle ins Wasser gewünscht!" Und da erwache ich kurz aus meinem Sekundenschlaf und bin total schockiert. Geflucht. Bälle ins Wasser gewünscht. Der Regelmann. Soso. Und als ich streng frage: "Stimmt das, Florian?", rutscht Regelmann verlegen und verunsichert auf seinem Stuhl rum, besinnt sich und grinst und sagt: "Ja.", und dann schaut er kurz raus und sagt von weit her: "Die haben jeden verdammten Scheißputt eingelocht. Und sich dann auch noch sooo abfeiern lassen. USA! USA! USA! [äfft das ganz gemein nach], nee, das war Scheiße alles."

Und da ärger ich mich wirklich sehr, dass ich am Wochenende nicht hier war. Denn so kenn ich den Regelmann gar nicht. Werde nächste Woche daher mit ihm Minigolf spielen. Der Termin steht. Und ich werde alles geben, ihn mit Trashtalk zum Äußersten zu treiben. Will so was mal miterleben.

Montag, 22. September 2008

Fan-Führerschein

Um es mal mit Harald Schmidt zu sagen: Haben Sie es gelesen? [Pause] Heute Morgen: SO!! GROSS!! [ausfallendes Arm-Rudern] in der Zeitung: Die Klinsi-Katastrophe! Kahnlos! Zahnlos! Planlos! [Pause] Fans fordern: Der Titan muss zurück! [Pause, dann: Beifall] Über sechzig Prozent der Bild-Leser fordern heute Morgen also die Rückkehr von Oliver Kahn ins Tor des FC Bayern München. Um neun Uhr sieben waren das exakt 55.139 Meinungen, meine doppelt abgegebene Stimme (einmal Pro, einmal Contra) bereits mit eingerechnet.

Ich möchte daher auch etwas fordern: und zwar die sofortige, flächendeckende Einführung eines einheitlichen, DIN genormten, TÜV geprüften, vom DFB entwickelten und von Angela Merkel und Franz Beckenbauer höchstpersönlich ratifizierten Fan-Führerscheins für alle Experten. Denn ich brauche jetzt endlich mal Ordnung in diesem wie wild vor sich hinwuchernden Meinungs-Dschungel. Da blickt doch langsam niemand mehr durch. Vor paar Wochen noch hieß es: "Rensing für Deutschland!", jetzt hingegen: "Rensing auf die Bayern-Bank!" Was? Denn? Nun?

Jeder hat ja seine Meinung, klar, und heute ist die so und morgen wieder ganz anders, und immer wird sie ganz laut kundgetan, denn immer ist sie ja die einzig richtige, und genau das muss jetzt ein Ende haben. Infoflut goes Meinungsterror und da braucht es jetzt endlich mal bisschen Orientierung. Den Fan-Führschein. Ich stelle mir das so vor: Alle Fans müssen sich einer anspruchsvollen theoretischen Prüfung unterziehen, die der DFB zuvor ohne Einbeziehung von Erich Rutemöller und sonstiger Schergen entwickelt hat. Die Prüfung erfolgt durch einen schriftlichen Fragebogen im Multiple-Choice-Verfahren. Im Anschluss an die Klausuren erhält jeder Fan eine Fan-Führerschein-Nummer (kurz: FFN), die ihn als A-, B-, C-, D-, E- oder F-Fan ausweist, wobei der A-Fan automatisch auf einer Stufe mit Sepp Herberger steht, während der F-Fan stets einfach nur schwarz-rot-geil ist.

Bei allen Meinungsäußerungen und Abstimmungen im Internet ist stets die FFN einzugeben. Auf diese Weise können die eingereichten Meinungen vor der Auswertung (wie in der Markt- und Meinungsforschung ohnehin üblich) angemessen gewichtet werden. Auch bei handelsüblichen Otto-Normal-Kommentaren ist neben dem Benutzernamen stets die FFN anzugeben, sämtliche Kommentare können gefiltert werden, so dass Diskussionen parallel und ganz bequem auf mehreren Ebenen nebeneinander her verlaufen können. Selbstverständlich können sich die Fans ähnlich wie im Judo oder Karate kategorieweise nach oben arbeiten. Spezielle Lernmodule des DFB bereiten kompetent auf die weiteren Prüfungen vor. Sich ewig im Kreis drehende Diskussionen, zum Beispiel um die nähere Zukunft des Lukas Podolski, würden somit endlich zu einem fruchtbaren und validen Ergebnis gelangen. Auch wüsste man auf diese Weise, ob Oliver Kahn wirklich zurückkehren sollte. So kann man da ja leider nur spekulieren.

Sollte die Einführung des Fan-Führerscheins den gewünschten Erfolg bringen, ließe sich im Rahmen eines Franchise-Vertrages womöglich auch im Ausland noch ordentlich abkassieren. Offenbar hat ja zum Beispiel Italien dasselbe Problem. Dort galt Milan-Coach Carlo Ancelotti kürzlich noch als nicht mehr tragbar. Nun hat er im UEFA-Pokal 3:1 gegen Zürich und in der Liga 4:1 gegen Lazio Rom gewonnen. Er gilt nun wieder als sehr, sehr guter Trainer. Ich habe genug davon.

Donnerstag, 18. September 2008

Bundesliga, Spieltag #5

CL-Versager gegen die Helden, das erste Tor für Cottbus, der nächste Elfer für Pantelic und eins der drei besten Derbys der ganzen, weiten Welt - dieser fünfte Spieltag ist schon wieder der absolute Wahnsinn!


Mittwoch, 17. September 2008

Lieber Regelmann,

ich schreibe dir in höchster Not. Sicher hast du von diesem Fußballspiel gestern Abend gehört. Der SV Werder Bremen stümperte sich zuhause zu einem erschreckend torlosen Remis gegen den zypriotischen Teufelsklub Anorthodings Famasonstwas. Und wieder einmal: Tristesse Royal. Und ich bin es leid, Regelmann, ich möchte etwas so Deprimierendes und Erschütterndes nicht mehr sehen. Und ich möchte auch keine Trainer mehr hören, die sagen, Famadingens sei besser als Olympia Athen, und gegen die hätte man ja neulich erst noch verloren.

Ich habe ein massives Boreout, Regelmann. Denke ich an den deutschen Fußball im Europacup, packen mich Lustlosigkeit, Ratlosigkeit, Desinteresse. Ich fühle einfach nichts mehr, verstehst du? Nichts! Kannst du mich hören??? Ich bin leer, Regelmann, leer. Leer, leer, leer. ... Katharsis. Ich bin nicht mehr glücklich mit dem Fußball, ganz unmerklich haben wir uns auseinandergelebt, und jetzt öden wir uns nur noch gegenseitig an. Falsche Erwartungen, Vorwürfe, die immer gleichen Streitereien, das hat alles keinen Sinn mehr. Ich will es beenden.

So geht es jedenfalls nicht weiter, Regelmann. Ich brauche eine neue Sportart. Eine, die meine Liebe und meine Leidenschaft und meine Treue verdient. Und der einzige Ausweg bist: DU! Nur du kennst alle Sportarten dieser Welt. Und irgendwo muss es eine für mich geben. BITTE: Finde sie! Um es dir einfacher zu machen, findest du hier eine kurze (unvollständige) Liste von Dingen, die diese Sportart mitbringen sollte. Ich hoffe, du weißt Rat.

# 1 Es sollte mit Ball sein. Oder einem ballähnlichen Spielgerät. Ziel des Spiels sollte es sein, das Ding einfach irgendwo rein zu tun. Dafür gibt es einen Punkt.

# 2 Leidenschaft und Kampf sind Eckpfeiler dieser Sportart. Mangelnde Fertigkeiten im technisch-taktischen Bereich können so ausgeglichen werden.

# 3 Die deutschen Protagonisten sollten super sein. England hingegen muss sehr schlecht sein. Zu Italien besteht idealerweise eine lange, bissige Rivalität.

# 4 Niemand jammert und nölt über ungleiche Chancen und Kleine, die keine Kleinen mehr sind. Der Anspruch ist grundsätzlich: Die hauen wir durch die Wand.

# 5 Die gängige Platz-Zwei- bzw. Das-Viertelfinale-wäre-ein-Erfolg-Mentalität gibt es nicht. Zweite Plätze und Viertelfinals werden vom Verband hart bestraft.

# 6 Schalke 04, Werder Bremen, Hertha BSC Berlin, VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen und Arminia Bielefeld verfügen in dieser Sportart über keine Sparte.

# 7 Die Sportler sind umgängliche Menschen, die wissen, wo sie stehen im Leben. Sie sind bescheiden, kultiviert, weltgewandt. Und sie sind niemals satt.

# 8 Als Zuschauer beschleicht mich vor dem Fernsehgerät ein wohliges Gefühl der Wärme. Niemals habe ich das Gefühl, meine Zeit sinnlos zu verschleudern.

# 9 Regelmäßige Groß-Veranstaltungen wären schön, allerdings gibt es keinerlei Fanmeilen-Gedöns und Kollektiv-Euphorie. Niemand ist schwarz-rot-geil.

# 10 Der BILD-Zeitung ist diese Sportart mitsamt ihren Protagonisten gänzlich unbekannt. Sie berichtet niemals darüber.

Lieber Regelmann, dies wären die mir auf Anhieb wichtigsten Punkte. Ich hoffe sehr, dass du mir weiterhelfen kannst. Solltest du Nachfragen haben, bitte hier per Kommentar. Hab schon jetzt tausendfach Dank für deine Vorschläge!

Mit Kopfschmerz, unrasiert und auf Rettung hoffend,
Riesenschnörkel:
Oliver

Montag, 15. September 2008

Bundesliga, Spieltag #4

Schalke arrogant, Dortmund emotional auf links gedreht, Lutz Wagner in Schwarzgelb, Pantelic zu blöd, Bayern auf Spur und der Rest (vor allem: Köln) einfach zu schlecht. Das Review des vierten Spieltags.


Donnerstag, 11. September 2008

Drei drei in Finnland

Wenn man in Finnland drei Mal hinten liegt, ist es natürlich klar, dass man sich einiges reaktionäres Genöle anhören muss. Von so Leuten, die meinen, dass früher alles besser war. Und bevor ich mir so was jetzt anderswo durchlesen muss: schreib ich das lieber selbst.

Früher war das alles geiler. Da hatte die deutsche Mannschaft einen Libero, davor zwei bis drei Vorstopper, davor nochmal zwei Zerstörer, außen zwei Flitzer, und vorne hat irgendwann irgendwer irgendwie einfach einen reingewichst. Da stands dann eins null, das hat man dann sauber nach Hause gemauert, und fertig war die Laube. Klar, das war oft mehr als hässlich, aber das war egal, denn das war: gewinnen, da gabs drei Punkte und hinterher keine Missverständnisse. Auch während der EM hab ich mich genau dann besser gefühlt, als die deutsche Elf wieder ungeniert drauflos gerumpelt hat. Das kannte man, das war vertraut, das war okay, da wusste man, was man hat. Man hat sich da: zuhause gefühlt. Selbstverständlich war das oft ein super unansehnliches Gebolze und Geholze und Gemache, aber man konnte das halt nicht besser, man hat ja nur das Beste draus gemacht, und irgendwo war das doch auch ganz sympathisch.

Und heute: Spielen die drei drei in Finnland. Weil sie nach vorne spielen. Und hinten nicht aufpassen. Früher wären die da hin gefahren, hätten alles abgeräumt und wären dann eben mit eins null oder schlimmstenfalls: null null heimgefahren. Jedenfalls hätten die da sicher nicht drei Mal zurück gelegen. Ich habe mir vor kurzem ein Italien-Trikot gekauft. Noch vor wenigen Jahren wäre das: UNDENKBAR gewesen. Doch mittlerweile hab ich umgedacht. Die Italiener sind die einzigen, die noch so richtig eklig und abgewichst sind. Ich mag das. Niemals kämen die Italiener auf die verrückte Idee, drei drei in Finnland zu spielen. Die spielen zwo eins auf Zypern und zwo null gegen Georgien und machen jeweils in der 90. ein Tor. Und dann fahren die heim und haben sechs Punkte. Fertig. Ich finde das irgendwie ... nun ja ... beruhigend. Dass es so was noch gibt. Dass da wer nicht mit der Zeit geht und vertikal und riskant und völlig BLIND nach vorne stürmt. Dass da wer einfach nur: abgewichst ist und: gewinnt.

"IM SPIEL NACH VORNE WAREN WIR KLASSE!!!", ist Joachim Löw dem Sidekick des TV-Titans*, Johannes B. Kerner, akkurat über den Mund gefahren, als dieser zu einer leichten Kritik am Abwehrverhalten der DFB-Elf ansetzen wollte. Und Löw wiederholte das gern noch einmal, als Kerner einen zweiten Versuch startete: "NACH VORNE: KLASSE!!!", und da hat er Recht, das war okay, vor allem das rehhagellesque Einwechseln zweier weiterer Stürmer war sexy. Werder Bremen ist im Spiel nach vorne auch meistens KLASSE. Und keine Mannschaft in der Bundesliga ist mir so sympathisch wie Werder. Nur: Die gewinnen halt meistens nichts.

* Fußnotiz zum TV-Titan: Sorry, aber: mies, ganz mies. Begründung: 1.) Sinnleeres Äh-natürlich-schon-auch-Druck-
und-klar-auf-diesem-Niveau-geht-das-nicht-Gefasel. 2.) Verbissenheit, Schmallippigkeit und Unlockerheit Galore. 3.) Indiskutable Probleme mit der Technik. Ich will Jürgen Klopp zurück.

Montag, 8. September 2008

Da lacht das Kennerherz

Sechs zu Null, was ein Spiel, oder? Okay, ernsthaft: Ich hab das ja mit Ravanelli und dem Trainer geschaut, und es dauerte echt nur paar Minuten, bis beide rummaulten, warum man das denn überhaupt schauen würde, das bringe doch alles nichts, dieses alberne Gekicke usw. usw. - und da musste ich natürlich gleich zur Ordnung rufen. Schließlich ist das WM-Quali, das ist wichtig, das ist ernst, das ist Schwarz-Rot-Geil light, und da ist man gefälligst dabei und unterstützt die Jungs, später, in 2010, Südafrika, da kann ja jeder kommen, aber jetzt und hier: zählts doch auch schon, auch wenn das natürlich echt grauslig zum Anschauen war. Also hier mal die ...

... Gedanken zum ersten Spieltag, roh, unsortiert und unausgegoren:

Klose-Bashing macht langsam keinen Spaß mehr ... mit den Dänen und Norwegern war auch schonmal mehr los ... tja, England, du wirsts auch wieder schwer haben, schon am Mittwoch in Kroatien, da geht das Gejammer wieder los ... Italien, Wahnsinn, schon wieder sowas von abgewichst, Abscheu, Bewunderung, bei Italien ist das irgendwie immer beides ... Frings und Ballack braucht kein Mensch, zumindest jetzt nicht ... später eigentlich auch nicht mehr ... Rehhagel ist halt doch ein Fuchs ... Yess!, Irland, Yess!, genau so muss es weitergehen ... Westermann und Trochowski im DFB-Dress, das tut trotz allem irgendwie in den Augen weh ... wie lange wollen sich Les Bleus eigentlich noch mit diesem Trainer herumärgern? ... wann geben Zidane, Blanc, Desailly und Dugarry endlich ihr Comeback? ... man sollte den Serben am Mittwoch die Daumen drücken ... Ballack nervt, Bierhoff auch, Ballack aber noch viel mehr ... und last but not least: Na also, Österreich, es geht doch!!!

Soweit der erste Spieltag, und super, am Mittwoch - also nur zweimal schlafen! - gibt es gleich den nächsten, mit so sehr, sehr guten Spielen wie Andorra vs. Weißrussland, Bosnien vs. Estland, Aserbaidschan vs. Liechtenstein, Moldawien vs. Israel und, mein absoluter Favorit: Albanien vs. Malta. Da lacht das Herz des Fußball-Kenners.

Mittwoch, 3. September 2008

Abu Dhabi

Die Fußballwelt ist derzeit in großer Sorge, weil sie gestern erfahren hat, dass sie ab morgen nicht mehr so sein wird, wie bisher. Genaueres weiß die Fußballwelt allerdings auch noch nicht, ihr wurde lediglich gesagt, dass von nun an alles anders wird, und gerade diese Ungewissheit ist es, wegen der sich die Fußballwelt nun so das Hirn zermartert.

Bedanken kann sie sich bei Sulaiman Al Fahim, einem milliardenschweren Araber, dem womöglich langweilig war mit all seinen Firmen, seiner TV-Show, den Hollywood-VIP-Partys und dem täglichen Bad im Geldspeicher, weshalb dieser kurzerhand den englischen Vorzeigeklub Manchester City (230 Millionen) und den brasilianischen Vorzeigekicker Robinho (40 Millionen) erwarb. Was die Fußballwelt dabei vor allem beunruhigte, war die Aussage Al Fahims, er fühle sich wie ein vollkaskoversicherter Bulldozer, der nicht zu stoppen sei, bis er seine Ziele erreicht habe, und das neueste Ziel sei nun also der Gewinn von Meisterschaft und Champions League, wofür man nach Al Fahims Rechnung exakt 18 Spieler zu je 40 Millionen Euro benötige.

Die Fußballwelt befindet sich nun also in der großen Sorge, womöglich komplett aus den Fugen zu geraten, und das, obwohl sie derlei Sorgen ja erst kürzlich ein wenig abstreifen konnte, schließlich war es Roman Abramowitschs Chelsea auch im xten Versuch nicht gelungen die Champions League zu gewinnen, Edwin van der Sar, das Elfmeterschießen und John Terry hatten etwas dagegen. Durch Abramowitsch ist bisher also nichts aus den Fugen geraten, doch erstens kann sich die Fußballwelt nicht dauerhaft auf das Elfmeterschießen verlassen und zweitens verfügt Al Fahim über gut neunmal mehr Kapital als der neureiche Russe. Es wird die Fußballwelt daher sicher sehr freuen zu hören, dass sich auch durch Al Fahim nichts ändern wird. Denn auch ich habe etwas durchgerechnet:

Grob geschätzt gibt es für jede Position 10 Spieler, die das Prädikat Weltklasse verdienen und somit auf der Liste von Al Fahim stehen. 10 Spieler mal 11 Positionen ergibt 110 Angebote, minus 18 Einkäufe, ergibt 92 Weltklasse-Spieler, die noch auf dem freien Markt sind, was bei den kolportierten 8 Klubs, die die Champions League gewinnen können, genau 11,5 Spieler pro Klub ergibt. Das sind potentiell also acht gleich gut besetzte Startformationen. Sollte Al Fahim nun wie angekündigt einkaufen, so hätte er sich damit lediglich einen lächerlich verschwindend geringen Vorteil von 2,5 Einwechselspielern pro Spiel erkauft. Und auch wenn gerade enge Spiele oftmals von der Bank aus entschieden werden: Über derartige Lappalien braucht sich die Fußballwelt nun wirklich nicht derart den Kopf zerbrechen.

PS: Und allen, die sich gern von großen Zahlen blenden lassen, sei gesagt: Als Diego Maradona einst von Barcelona nach Neapel wechselte, kostete er 12 Millionen Euro. Wenn sich Al Fahim nun Cristiano Ronaldo gönnen will, wird er gut 120 Millionen blechen müssen, also das Zehnfache. Und wer in zehn Jahren Toni Kroos verpflichtet, wird wahrscheinlich 1,2 Milliarden auf den Tisch legen müssen. Na und? Das sind nur Nullen. Die lassen sich locker auf die Inflation schieben.