Donnerstag, 23. Oktober 2008

Die Suche nach den Gründen

Nachdem ja sicherlich Konsens herrscht, dass sowohl das Frings-Interview in der BILD als auch das Ballack-Interview in der FAZ zumindest rein formell absolute NO-GOs sind, geht es jetzt so langsam auch mal um die Frage nach dem Warum: Was ist die Ursache für diese Reaktionen? Ich sehe zwei Möglichkeiten:

# Bad Boy Löw: Bruce Löw probt das Muskelspiel und lässt dabei Respekt und Loyalität für die altgedienten Recken vermissen. Im Grunde braucht er sie eh nicht mehr, drum versucht er es subtil über die Hintertür - bis wer die Nerven verliert und Löw die Öffentlichkeit auf seiner Seite weiß.

# Bad Boys Ballack-Frings: Die verhätschelten Herren IchAG-JungMillionär-Sensibelchen lassen ihre übergroßen Egos wüten, versuchen ihren Status von heute mit den Leistungen von gestern zu legitimieren und lassen dabei im großen Stil Realitätssinn, Kollegialität und Anstand vermissen.

Das sind die zwei Möglichkeiten. Im Grunde. Und dazu: gibt es jetzt Fantastilliarden von Meinungen. Und keine davon bringt einen weiter. Weil niemand wirklich was weiß. Ich kann das anhand zweier Kommentare illustrieren:

# In der FAZ schreibt Michael Horeni über Kuranyi-Ballack-Frings und deren Situation, und da wundert er sich, dass alle drei nicht in Bundestrainer Löw ihren ersten Ansprechpartner sahen, sondern in den Medien. Horeni spricht vom spürbaren Reizklima im ehemaligen Hort der Harmonie und sieht diese Parallele: "Nach vier Jahren unter der Führung von Löw und Bierhoff ist dabei jedenfalls nicht mehr zu übersehen: die Unfähigkeit oder der gewachsene Unwille, Konflikte und Interessengegensätze zumindest geregelt miteinander auszutragen - von einem produktiven Umgang ganz zu schweigen."

# In der SZ beschreibt Philipp Selldorf den Bundestrainer als umsorgenden Kummerkasten, der stets das Gespräch sucht - mit Lehmann, mit Hildebrand, mit Frings, mit Kuranyi - um diesen seine Pläne offen und schonend beizubringen. Und dann gehts ums Leistungsprinzip: "Bei der EM hatte Löw ein paar Garantien zu viel gegeben, das hat er selbst eingesehen, nun will er es besser machen. (…) Wie Ballack in Löws simplem Kurswechsel eine Verschwörung erkennen kann, ist ein Rätsel. Er wird es Löw schlüssig erklären müssen, ansonsten wird es vielleicht ihr letztes Gespräch miteinander sein."

Und wenn ich mir diese beiden Kommentare so anschaue, finde ich: OHA! Wenn sich diese beiden Herren schon so komplett uneins sind in der Frage, das Thema jeweils so komplett von der anderen Seite aufrollen, obwohl sie doch seit Jahren so nah dran sind am Geschehen - Sorry!, dann wird es wohl bisschen schwierig mit der Ursachen-Forschung. Weil niemand wirklich was weiß.

Drum zählt jede Meinung gleich viel. Nicht viel. Und da wirds dann müßig. Drum gehts zurück zum Anfang. Denn Frings hat gestern noch was gesagt, zu der Angst vor den Konsequenzen: "Ich habe ja jetzt schon nicht gespielt - mehr kann mir nicht passieren." Und Ballack sagte in Bezug auf die von Löw geforderte Aussprache: "Ich freue mich, dass der Trainer wieder den Dialog mit mir sucht."

Und da dreh ich mich im Kreis: denn solche Sachen: sind absolute NO-GOs. Gründe hin, Gründe her.