Mittwoch, 22. Oktober 2008

Reden wie Paul Breitner

Eigentlich wollte ich heut natürlich über die Bayern bloggen, aber dann war heut Morgen plötzlich ganz dringend ganz aktuell ganz was anderes zu tun, drum muss ich nun umdisponieren, und zu den Bayern hab ich eh noch keine richtige Meinung, außerdem konnte ich kaum was sehen, sowas von voll war das in der Kneipe und außeraußerdem hab ich jetzt das Interview mit Herrn Ballack gelesen.


Herr Ballack sagt im FAZ-Interview also (nachdem er zum Einstieg erstmal bisschen Löw-Kritik geübt hat), ein Konkurrenzkampf sei ja "nichts Besonderes, sondern eine Normalität für jeden von uns", und dann bezieht er ganz mächtig Stellung für Herrn Frings und vermutet gleich noch das Schlimmste: "Wenn man einen nicht mehr will, sollte man das ehrlich sagen." Und ich finde solche Sachen wirklich ziemlich dreist und unverschämt, freue mich dann aber wieder sehr, als Michael Ashelm durchaus Gesicht beweist, als er Herrn Ballack also diese Frage stellt: "Es könnte bei Ihrem Plädoyer der Verdacht aufkommen, die etablierten Spieler in der Nationalelf versuchen im Herbst ihrer Karriere, mit aller Macht ihren Status zu erhalten."

Woraufhin Herr Ballack antwortet: "Natürlich wird das jetzt so ausgelegt werden. Aber gerade deshalb weise ich ja auf den Faktor Leistung hin. Und keiner von uns hat je einen Stammplatz gefordert. Oder haben Sie das gehört?" Und da hat Michael Ashelm leider gar keinen Mut mehr, denn er wechselt das Thema, anstatt genau diese eine Anschlussfrage zu stellen: "Ja, Herr Ballack, das habe ich gehört. Und zwar vor wenigen Sekunden in diesem Interview. Als Sie so vehement Torsten Frings verteidigt haben, der nach ZWEI formbedingten Spielen auf der Bank sofort lautstark via Bild-Zeitung über seinen Rücktritt nachdachte. Was, bitteschön Herr Ballack, ist ein solches Verhalten denn anderes als das Einfordern eines Stammplatzes?"

Aber leider hat Michael Ashelm das nicht gefragt. Die Antwort darauf wäre sehr spannend gewesen. Ich habe das Interview dann unter einigem Kopfschütteln bis zu Ende gelesen und mir dann als Bonbon obendrauf gar noch das mit Herrn van Bommel zum gestrigen Spiel gegönnt, als er auf die Frage nach den Fortschritten im Bayern-Team also unverblümt dieses antwortet: "Wir spielen wieder das System der letzten Saison. Es spielt die gleiche Mannschaft wie im letzten Jahr im gleichen System wie im letzten Jahr. Wir haben nur einen anderen Torwart." Und da platzt mir langsam wirklich der Kragen. Dieses ewige Beschweren und Einfordern von Respekt, und dazu dieses ständige unterschwellige Kritisieren des Trainers: Was erlaube diese Spieler???

Ständig reden und benehmen sie sich wie Paul Breitner.
Nur spielen sie nie so. NIE!

Paul Breitner ist Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger, zigfacher Deutscher und Spanischer Meister und Pokalsieger, und obendrein einfach eine ziemlich coole Sau. Als Barcelona die Champions League gewann, saß Herr van Bommel auf der Bank. Und bei Herrn Ballack, nun ja, erinnere zumindest ich mich vornehmlich an zweite und dritte Plätze.

Drum halte ich es mehr denn je mit Franz Beckenbauer:
Die sollen mehr spielen und weniger reden. Alle.