Montag, 11. August 2008

König Otto zum Geburtstag

Auch wenn es heute natürlich zwei Tage zu spät ist und er das eh nie lesen wird, weil es ja im Internet und nicht in der Zeitung steht: Es muss heute um Otto Rehhagel gehen, denn der ist am Samstag siebzig geworden. Und da muss gratuliert werden. Es gibt ja Leute, die Otto Rehhagel nicht mögen. Die hauen dann immer ganz besonders freudig drauf, wenn Rehhagel in der Kritik steht. Ich dagegen: bin immer total freudig, wenn Rehhagel gewinnt. Weil die dann alle still sind. Denn ich verehre Otto Rehhagel. Zutiefst und uneingeschränkt. Dabei bin ich weder Fan von Werder Bremen noch von Kaiserslautern, noch bin ich Grieche. Ich verehre Otto Rehhagel einfach so. Als neutraler Fußball-Fan.

Eines meiner absoluten All-Time-Lieblings-Zitate: "Wenn man mich in Ruhe arbeiten lässt, kann ich den Erfolg fast garantieren." Das ist natürlich fürchterlich arrogant. Aber auch: genau so wahr. Das schmeckt nur vielen nicht. Klar: Bei Großklubs geht das nicht. Deshalb hat Rehhagel auch keine acht Champions-League-Titel mit Real geholt, sondern nur paar Titel mit Werder und Lautern und eine EM mit Griechenland. Aber darum geht's auch gar nicht. Mir geht's um das, wofür Rehhagel steht. Was der den Spielern vermitteln will.

Derzeit steht ja dieses Persönlichkeitsentwicklungsding wieder ganz groß auf der Agenda. Bei Leuten wie Rehhagel: war das immer inklusive. Rehhagel mochte Spieler, die a) groß, b) verheiratet und c) befreundet sind. Groß, damit sie hinten alles raus- und vorne alles reinköpfen können. Verheiratet, damit sie in gefestigten Verhältnissen leben. Befreundet, damit sie ein Team sind.

Seinen Spielern hat Rehhagel gerne mal ein Buch in die Hand gedrückt. Macht Klinsmann jetzt auch. Hat Phil Jackson in der NBA schon immer gemacht. Rehhagel will seinen Spieler was mitgeben. Für auf dem Platz. Und für den Rest. In einem Interview hat Andreas Herzog mal gesagt, dass er SOFORT alles stehen und liegen lassen würde, wenn Otto Rehhagel anriefe und fragte, ob er, Herzog, Lust auf einen Kaffee hätte, weil er, Rehhagel, gerade zufällig in der Gegend sei. Fast alle Ex-Spieler reden in den höchsten Tönen von Rehhagel. Nur diese ganzen Ego-Typen nicht. Weil die Probleme bekommen haben mit Rehhagel. Mit denen konnte er nicht, da gab es meistens Knatsch.

Darum muss ich heute auch dem Trainer widersprechen, auch wenn erfahrene Leser dieses Blogs natürlich wissen, dass der Trainer immer Recht hat. Mit dieser einen Ausnahme. Der Trainer findet Otto Rehhagel nämlich nicht gut. Er findet: Rehhagel ist verbohrt, rechthaberisch, unfreundlich und arrogant. Er mag ihn nicht, weil er Journalisten anpampt und anraunzt und im Erfolg total unerträglich ist, weil er sich dann immer so selbst beweihräuchert. Rehhagel mag Journalisten nicht. Die sind im nicht geheuer. Er vertraut ihnen nicht. Und das: kann ich ihm nicht mal verdenken. Man muss sich ja nur mal umschauen in so einer Mixed Zone. Was für Leute da manchmal rumrennen. Der durchschnittliche Sport-Journalist weiß ja immer alles, alles, alles besser. Und wundert sich dann total und komplett, wenn Rehhagel mit Griechenland und Libero und Flanke-Kopfball-Tor-Fußball Europameister wird.

"Modern ist, wer gewinnt", sagt Rehhagel. Das ist mein zweites All-Time-Lieblings-Zitat. Das dritte ist: "Familie und Freunde - das ist, was zählt im Leben."