Montag, 18. August 2008

Tischtennis @Peking

Mir ist schon bewusst, dass am Wochenende die Bundesliga wieder los ging, und normal würde ich jetzt NATÜRLICH über den Hoffenheimer Durchmarsch schreiben und mein erstes Konferenz-Schnitzel der Saison bei Holle abfeiern. Allein: Das geht heut nicht. Das muss warten. Denn heute ist Tischtennis. Deutschland vs. China. Das Mannschaftsfinale. Das absolut aussichtslose Unterfangen. Die Hoffnung auf die Riesen-Monster-Mega-Sensation. Und da: geh ich total mit.

17 Mal haben die deutschen Tischtennis-Herren bislang gegen China gespielt. Und natürlich: 17 Mal verloren. Heute also Versuch Nummer 18. China tritt an mit der Nummer eins, zwei und vier der Welt: Wang Hao, Ma Lin, Wang Liquin. Die Nummer drei ist natürlich auch Chinese, Ma Long heißt der, der ist aber nicht dabei, den brauchen die gar nicht in Peking, denn Ma Long ist zu jung, zu unerfahren. Wang Liquin ist abgewichster, der gewinnt immer, wenn es eng wird. Wobei: Bislang wurde es natürlich nicht ein einziges Mal eng für die Chinesen. Ganz entspannt und ungefährdet und ohne Probleme haben die all ihre Spiele mit 3:0 gewonnen. Und so wird das heute aller Voraussicht nach weiter gehen. Wenn nicht Timo Boll die Sensation von 2002 nochmal auspackt. Damals hat er ja direkt nacheinander die Top-Chinesen geschlagen. In China. Sein großer Durchbruch. Seitdem fürchten sie ihn dort. Sie doubeln ihn sogar im Training. Wenn man den ersten Satz gewinnt, sagt Boll, dann hat man eine Chance. Nur: ist halt schwierig. Da muss man extremes Risiko spielen, da muss alles passen, und dann müssen die Chinesen bisschen verkrampfen. Den Druck spüren.

In der FAS endete der Tischtennis-Text gestern so: "So klammern sich die Deutschen an den Glauben, der Favorit stünde im eigenen Land unter besonderem Druck. Das mag im Westen gelten, China ist anders. Das verrät ein Blick auf den Medaillenspiegel." Und selbst wenn Boll alle Spiele gewinnt: fehlt halt immer noch ein Punkt. Denn jeder darf nur zwei Mal ran. Boll allein: reicht ja nicht. Wenn da was gehen soll, muss vor allem Dimitrij Ovtcharov rocken. Auf den bin ich sehr gespannt. Denn ich hab den noch nie so stark, so konzentriert, so abgezockt gesehen, wie jetzt. Mit seinen 19 Jahren kommt er mir fast gefährlicher vor, als Boll in diesem Alter. Wenn der gleich im ersten Einzel was holt, dann, ja dann könnte vielleicht... Aber Halt!, das ist Unsinn, alles andere als ein 3:0 für China wäre ein Wunder. Und eine Silbermedaille im Tischtennis: wäre für China der absolute GAU. Gerade nach dem bitteren Verletzungs-Aus des Hürdenläufers Liu Xiang.

Der Kollege Regelmann und ich werden dennoch ab 13:30 Uhr ZDF DOKU einschalten, den Tischtennis-Song der Sportfreunde Stiller einlegen, uns fest an den Händen halten und unsere Jungs ekstatisch zur Sensation brüllen. Es ist soweit: Ich bin Olympia. Und Tischtennis ist Schuld.