Hansi Flick wurde kürzlich gefragt, was er denn eigentlich so mache den lieben langen Tag, wenn jetzt zum Beispiel mal keine Europameisterschaft ist, und ob der Job als Co-Trainer allgemein überhaupt stressig sei, und als Hansi Flick das gefragt wurde, stand er kurz ein bisschen auf dem Schlauch und wusste nicht so ganz, was er nun sagen sollte, und am Ende kam ein so bescheidenes Understatement raus, dass es DFB-Pressemann Harald Stenger ein großes Bedürfnis war, da auch noch mal was zu sagen, nämlich dass der Hansi Flick halt viel zu bescheiden ist, und dass er das auch toll findet, dass man jetzt aber schon auch mal sagen müsse, dass der Hansi Flick einen sehr, sehr guten Job als Co-Trainer macht, und dass das die Öffentlichkeit halt leider nur nicht so mitbekommt, weil der Hansi Flick eben mehr so im Hintergrund arbeitet, aber er, der Harald Stenger, der wisse das natürlich, was für einen Top-Mann sie da haben mit dem Hansi Flick, und er sei nun sehr froh, dass das hier und jetzt auch mal so besprochen wurde.
Es trifft sich insofern ganz gut, dass Joachim Löw nun von der Uefa gesperrt worden ist, denn jetzt kann Hansi Flick endlich ganz Fußball-Deutschland zeigen, was für einen sehr, sehr guten Job er macht, und das dürfte am Ende ja nicht nur Harald Stenger glücklich machen, sondern gleich ganz Fußball-Deutschland. Ich freue mich daher sehr über die Entscheidung der Uefa, denn auch ich hatte mich ja gefragt, was der Hansi Flick eigentlich den lieben langen Tag so tut, und ob er überhaupt entscheidende Impulse in Sachen Ein- und Aufstellung setzen kann, und heute Abend bekomme ich diese Frage also endlich beantwortet, und das freut mich, weil mir diese Frage echt sehr brennend auf der Seele lag.
Alle anderen finden die Löw-Sperre natürlich blöd. Michael Horeni zum Beispiel kann es in der FAZ kaum fassen, dass der Vorwurf ausgerechnet ungebührliches Verhalten lautet. Ungebührliches Verhalten! Bei Joachim Löw! Hallo? Philipp Selldorf beklagt in der Süddeutschen die Unverhältnismäßigkeit der Strafe, und dass es der Uefa nicht um den Einzelfall ging, sondern um den Schutz ihrer Obrigkeit und der Autorität ihrer Schiris. Mir geht es jetzt aber irgendwie gar nicht um Löw und die Sperre und die Uefa, denn heute gehts gegen Portugal, und die bringen Ronaldo mit, und da will ich wirklich wissen, wie wir den stoppen.
Die Sport Bild hat das mal analysiert und gleich über dem Link "So sexy ist die EM" den Link zur Analyse platziert, und als ich da drauf klicke, komme ich auf eine Bildergalerie mit Ronaldo und Co, die ich komplett durchklicken muss, damit mir am Ende gesagt wird, dass es bei Ronaldo ganz wichtig ist, dass da immer einer aus dem Mittelfeld mit absichert. Da hab ich die Sport Bild wieder zu gemacht. Auch die ZEIT macht sichs einfach und sagt "Schweini, geh du voran!", weil natürlich auch die ZEIT weiß, dass der Schweinsteiger den Portugiesen damals bei der WM drei Dinger reingemacht hat, also macht er das einfach noch mal und fertig ist die Laube. Welt Online packt noch den Siegenthaler Urs mit all seinen DVDs voller Stärken und Schwächen mit drauf, sieht das ansonsten aber weitgehend auch so wie die ZEIT.
Etwas mehr aus der Reserve kommt Hobby-Bundestrainer Christian Gödecke bei Spiegel Online, der als Grund für die schlechten Leistungen der deutschen Elf schlicht die falsche Aufstellung ausgemacht hat, und gleich der erste Satz lautet: "Es ist nicht alles schlecht", und danach kommt es wieder ganz schnell auf den Tisch, das gute alte RIESENGROSSE Loch im Mittelfeld, das uns ja schon so lange verfolgt. Gödecke hat natürlich auch eine Lösung parat, und die ist so einfach wie originell: Schluss mit der Doppelsechs, her mit dem 4-2-3-1, also im Grunde mit dem gleichen System spielen wie die Portugiesen, und schon läuft der Laden und niemand braucht sich mehr Sorgen machen, außer vielleicht, dass Portugal dann natürlich immer noch die besseren Einzelspieler hat, aber vielleicht sind die ja alle schlecht drauf heute.
Und irgendwie langweilt mich das alles, daher hab ich mir mal selbst Gedanken gemacht. Und ich finde, wir spielen einfach das, was wir können: Hinten mit Friedrich, Mertesacker, Metzelder und Westermann vier klassische Innenverteidiger. Offensive über Außen brauch ich heut nicht, abräumen ist angesagt. Davor ne fiese Vierer-Sechs mit Borowski, Frings, Rolfes und Hitzlsperger, die allesamt das strikte Verbot kriegen, die Mittellinie zu überqueren. Im Sturm der Gomez, aber der muss natürlich hinten aushelfen und alles rausköpfen, und ganz vorne ganz allein der Capitano, und der soll halt sehen, dass er irgendwie einen macht, ist ja eh der einzige, der Weltklasse ist bei uns. So eine Aufstellung würde mir sehr gefallen. Da sagt man den Portugiesen nämlich gleich klipp und klar, was Sache ist: Elfmeterschießen. Und das können die ja nicht. Gut, die haben 2004 und 2006 auch zwei Mal übers Elferschießen die nächste Runde erreicht. Aber das war gegen England. Und das zählt ja nicht.